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Sie liebt den spielerischen Umgang mit Materialien und Technologien – Patricia Urquiola. Wir durften mit der renommierten Designerin sprechen: Im Interview erzählt sie über ihre Kooperationen mit Kartell, was sie bei ihrer Arbeit inspiriert und verrät außerdem drei Tipps für beruflichen Erfolg.
Liebe Patricia, Sie lieben es, mit Farben und Formen zu experimentieren. Was inspiriert Sie und hilft Ihnen, kreativ zu sein?
Bevor ich ein neues Projekt beginne, beschäftige ich mich gerne eingehend mit dem Unternehmen. Ich muss die bestehenden Beziehungen verstehen: zwischen der Marke, den Kund:innen und den Produkten. Ich respektiere die Brands, mit denen ich arbeite, und versuche, mich mit ihnen weiterzuentwickeln. Ich experimentiere gerne und wage etwas Neues. Ich fordere mich selbst, das Unternehmen und die Materialien heraus. Und ich versuche ständig, meine Komfortzone zu verlassen und jedes Mal mehr zu lernen. Ich mag es, Menschen nicht nur mit ihren Räumen, sondern auch mit ihren emotionalen Erinnerungen zu verbinden.
Unser kreativer Prozess bewegt sich seit geraumer Zeit in neue Richtungen. Wir überdenken die gesamten Produktionszyklen – von den ersten Entwicklungsphasen bis hin zum Transport.
Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit der Marke Kartell?
Ich glaube, dass Kartell schon immer ein Engagement für demokratisches und hochwertiges Design in seiner DNA hatte. Daher die Wahl von Kunststoff. Aber auch Materialien wie Aluminium. Bei den Produkten von Kartell gibt es immer diese gewisse Balance: Zwischen der Verwendung von Kunststoff-Spritzguss, der die Kosten erheblich senkt, das Massenprodukt vereinfacht und den raffinierteren Materialien sowie den fortschrittlichen Technologien. Kartell-CEO Claudio Luti sagt mir immer, dass ich machen kann, was ich will, wenn ich entwerfe. Es gab immer einen ehrlichen Dialog zwischen mir und dem Unternehmen – und absolutes Vertrauen.
Achille Castiglioni war Ihr Lehrer und Mentor während Ihres Studiums in Mailand. Was war die wichtigste Lektion, die Sie dort gelernt haben und die Sie noch heute begleitet?
Achille Castiglioni sagte, dass man beim Entwerfen an die Endverbraucher:innen denken muss, die das Design nutzen werden. Er liebte den poetischen Aspekt der Gestaltung von Räumen oder Objekten, die so eng mit den Menschen verbunden sind.
Von ihm habe ich auch gelernt, immer "das grundlegende Element eines Projekts" beizubehalten. Das bedeutet, dass es keine Diskussion über dieses eine Element gibt, während andere Details geändert werden können. Eine gute Designer:in oder Architekt:in sollte sich auf dies grundlegende Element konzentrieren und ihm treu bleiben. Es ist ein Leitfaden – das Detail, das zur erfolgreichen Vollendung eines Projekts führen wird.
Sie sind eine der größten Designerinnen unserer Zeit. Wenn Sie anderen Frauen, die ein Unternehmen gründen wollen, drei Tipps für den Erfolg geben würden, wie würden die lauten?
Suchen Sie sich Ihre Mentor:innen – Die Menschen, die Sie inspirieren und mit denen Sie sich identifizieren können. Aber bleiben Sie gleichzeitig Sie selbst, täuschen Sie nicht etwas vor.
Versuchen Sie, den Radius Ihrer Interessen so weit wie möglich auszudehnen: Kunst, Mode, Kino, Musik, aber auch Philosophie, Technologie, Biologie. Was auch immer für Sie relevant ist.
Und das Wichtigste: Hören Sie nicht zu sehr auf die Ratschläge anderer.
Sie haben schon viel erreicht. Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft - beruflich oder persönlich?
Was ich mir für das nächste Jahr wünsche, ist, weniger Unsicherheit zu haben. Die Zukunft mehr vorhersehen zu können, das wäre mein Traum. Das betrifft das Private und das Berufliche. Und auch: Dass wir das Natürliche und das Künstliche auf nachhaltige Weise miteinander verbinden können, indem wir unsere Ängste einsetzen, um unsere Grenzen zu verstehen und zu überwinden.
Liebe Patricia, vielen Dank für die interessanten Einblicke. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!
Patricia Urquiola ist eine renommierte Designerin und Architektin, die für ihre innovativen und vielseitigen Kreationen im Interior-Design bekannt ist. Ihr Spezialgebiet ist es, Kreativität und Innovation zu vereinen. Außerdem besitzt sie die Fähigkeit, Räume mit einer einzigartigen emotionalen Tiefe zu gestalten. Nachdem sie unter der Leitung von Achille Castiglioni ihr Studium abschloss, arbeitete sie mit einflussreichen Designer:innen zusammen – darunter Piero Lissoni oder Vico Magistretti. Sie hat bereits mit vielen führenden Interior-Marken kollaboriert, wie auch mit Kartell. Grundsätzlich setzt sich die Designerin für nachhaltiges Design und die Wiederverwendung von Materialien ein, um umweltfreundliche Produktionsmethoden zu fördern.
Bilder: Kartell; Text: Laurie Hilbig