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Wäre es nach seinem Vater gegangen, so hätte der junge Stefan den Familienbetrieb übernommen. Deshalb absolvierte er zunächst einmal eine Tischlerlehre im Schwäbischen. Damals lernte er Richard Sapper kennen. Der deutsche Industriedesigner weckte seine Neugierde und inspirierte Stefan Diez, Industrial Design an der Kunstakademie in Stuttgart zu studieren. Danach ging es Schlag auf Schlag: Er bewarb sich erfolgreich im Atelier des Designers Konstantin Grcic in München und erlebte dort drei prägende Jahre.
Seit dieser Zeit haftet ihm der Ruf an, besonders hartnäckig und pragmatisch zu sein. Diese Zielstrebigkeit war es wohl, die Stefan Diez 2003 ein eigenes Studio in Münchens Glockenbachviertel gründen ließ. Nach dem Umbau einer Werkhalle und Kauf diverser Nachbar-Immobilien schuf er dort, im Herzen Münchens, einen lebendigen Ort zum Leben und Arbeiten – für sich und seine Familie.
Stefan Diez soll von sich selbst gesagt haben: „Mich interessieren Ordnung, Logik und Mechanik und deren Rolle in Bezug auf das Schöne. In diesem Prozess suche ich nach Abkürzungen und Lösungsansätzen, die verblüffen.“ Seine handwerkliche Experimentierfreude verbindet er deshalb mit neuesten Verfahrenstechnologien, um ein vorausschauendes Design zu entwickeln, das den Ansprüchen moderner Menschen in einer globalisierten Welt gerecht wird.
In den letzten 20 Jahren hat Diez Sofas, Stühle, Tischserien, aber auch Regalsysteme und Geschirr kreiert, die sein Credo nach Präzision, Formgebung und Funktionalität widerspiegeln. Seine Vorgehensweise ist dabei immer dieselbe: Ideen werden so lange durchdacht, bis diese in einen praktischen Gestaltungsprozess münden. Dieser lässt Diez nicht mehr los: Er feilt und experimentiert, wenn nötig, jahrelang, bis sein Prototyp etwas Unverwechselbares darstellt und als Produkt funktioniert.
Bei seinen Entwürfen rückt immer mehr das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Dabei versucht Stefan Diez mit möglichst geringem Materialeinsatz zu auszukommen. Recycelte Materialien wie Polypropylen und Polyurethan spielen dabei ebenso eine Rolle wie Textilien aus recyceltem Polyester. Diez trifft mit seiner Denkweise auf eine Zeit, in der Möbeldesign einen Umbruch erlebt. Als Industriedesigner lebt er vor, dass es möglich ist, hochwertige Produkte zu erschaffen und gleichzeitig der Umwelt gerecht zu werden.
Welchen Erfolg dieses Umdenken mit sich bringt, beweist beispielsweise sein Sofa Costume, das Stefan Diez innerhalb von vier Jahren gemeinsam mit dem italienischen Hersteller Magis umsetzte. Dessen auffallenstes Merkmal ist sein modularer Aufbau, bei dem sich alle Sofateile mit wenigen Handgriffen voneinander trennen und immer wieder neu arrangieren lassen. Das eingesetzte Recyclingmaterial und die Reparierbarkeit des Sofas garantieren seine ressourcenschonende Langlebigkeit.
Für Diez kennzeichnet die Ausrichtung auf mehr Nachhaltigkeit einen persönlichen Wendepunkt. Vordergründig sieht sich Stefan Diez, wie er sagt, als „Übersetzer“. Denn er möchte mit seiner Arbeit soziale Belange sowie Themen aufspüren, die gesellschaftlich relevant sind, um sie anschließend in ein Produkt zu „übersetzen“. Dabei ist er sich als Designer seiner Verantwortung bewusst. Denn Kreative im Möbeldesign haben seiner Ansicht nach einen immensen Einfluss darauf, auf welche Weise Design heute produziert wird. Zehn Thesen predigt Stefan Diez seinen Studenten in Wien. In einem Leitfaden für nachhaltiges Design hat er Folgendes formuliert:
Die Arbeitsweise von Stefan Diez ist absolut kontrolliert. Für jeden Möbelentwurf fertigt er unzählige Modelle an, um zu prüfen, ob Proportionen, Oberflächen sowie Statik und Gewicht seine Ideen zulassen. Möglicherweise ist genau das der Grund, weshalb internationale Designerlabels die Zusammenarbeit mit Stefan Diez so schätzen:
„In der Zukunft könnte es darum gehen, komplexe Aufgaben über die Möglichkeiten des vernetzten Arbeitens gemeinschaftlich in zugängliche, begehrliche Produkte zu übersetzen.“ Diez spricht in diesem Kontext von der Schönheit der Logik und wird von der Frage getrieben, wie sich Komplexität zu etwas Positivem transformieren lässt.
Dabei geht es ihm stets um die Anspruch, dem visuellen Verschleiß der Produkte entgegenzutreten. „Produkte unserer Zeit sollen aus den Möglichkeiten, die unsere Zeit bietet, erschaffen werden“ argumentiert der Designer. Er ist sich sicher, dass es künftig um Wertschöpfungsketten im Allgemeinen gehen muss, um den CO2-Abdruck von Herstellern und Konsumenten zu kontrollieren.