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Alex Schäler ist der Inbegriff einer modernen Powerfrau: Sie arbeitet als Bloggerin, Grafikerin, Farbmanagerin, Interior-, Garten- und Projekt-Designerin in ihrem Design Studio „dieartige“. Mit ihrer Familie hat sie sich ihren Wohntraum erfüllt und lebt im selbst entworfenen Holzhaus nahe der Ostsee. Wir haben Alex besucht und uns von ihrer Lebensfreude, Kreativität und Motivation inspirieren lassen.
Liebe Alex, du bist nicht nur Bloggerin, sondern arbeitest auch für dein eigenes Design-Studio – ein echtes Multitalent. Wann hast du den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt? Erzähl uns ein bisschen über dich.
Angefangen hat alles mit einem nicht wirklich zufriedenstellenden Jura-Studium. Nach einigen Semestern beschloss ich etwas zu studieren, das ich wirklich mit Leidenschaft tun würde. So bin ich im Grafikdesign-Studium mit „offensichtlichem Talent für Illustration“ gelandet.
Mit dem ersten Kind zogen wir wieder zurück in unsere ostdeutsche Heimat. Allerdings waren hier schöne Dinge weit weniger gefragt, als die praktischen Seiten des Lebens. Das würde beruflich nicht leicht werden.
Erst im September 2009 gab es ausreichend Freiraum, um endlich mein eigenes Designstudio zu gründen und damit auch online zu gehen.
Dann gesellte sich ein neues Projekt hinzu: der Bau unseres neuen Familiendomizils. Nachdem alles mit der Frage „Wie dick ist eigentlich so eine Hauswand?“ begann, dauerte es etwa anderthalb Jahre intensiver Recherche und Weiterbildung bis ich tatsächlich unser Haus auf Millimeterpapier, aus Legosteinen, und schließlich in 3D höchstselbst geplant hatte. 2013 stand dann tatsächlich unser Projekt leibhaftig in einem wilden Garten vor uns. Und mit einem so gewachsenen Erfahrungsschatz lag es irgendwie auf der Hand, das Thema Raumgestaltung mit in mein Portfolio aufzunehmen.
Und die Frage, ob ich mich selbständig mache, stellte sich eigentlich nie. Das stand irgendwie immer fest. Ob aus Sturheit oder Mut, ich gehe stets meinen eigenen Weg.
In welchem all dieser Bereiche würdest du sagen, steckt am meisten Herzblut?
Oh, das ist gar nicht einfach. Noch immer kribbelt es sehr, wenn ich die Architektur oder ganze Gärten völlig neugestalten darf. Wenn ich Sichtachsen, Bezüge zwischen Raum und Funktion oder dem Innen und Außen schaffen kann und raumverändernde Wand-, Boden- und Deckenflächen bestimmen oder die Grundstruktur eines Gartens festlegen darf.
Ganz in meinem Element bin ich einfach, wenn ich ein umfassendes Design - für Räume, Häuser, Gärten, Projekte konzipieren darf. Wenn ich einen besonderen Raum schaffen und mit Charisma, Energie und Schönheit bestücken darf.
Neben deiner Arbeit kümmerst du dich auch noch um drei Kinder und einen Hund. Wie kriegst du all diese Dinge unter einen Hut?
Des Rätsels Lösung ist, dass wir ein Profi-Team zu Hause haben, das sich ziemlich ausgeglichen – hoffe ich zumindest (schmunzelt) – um die Alltäglichkeiten, Ansprüche und Besonderheiten aller Familienmitglieder kümmert. Danke, Lieblingsmann!
Und ganz ehrlich, ich bin zwar in gestalterischen Dingen perfektionistisch, aber die Kunst im Leben an den richtigen Stellen Kompromisse einzugehen und Prioritäten festzulegen, macht mittlerweile vieles leichter. Dazu gehört auch, dass ich meine Projekte so locker plane, dass mir Freiraum für Spontanes und Familienzeit bleibt.
Ich bin überzeugt, dass das perfekte Mittel, um Zuhause – und damit im Leben – entspannt und glücklich zu sein, darin liegt, authentisch und nicht perfekt zu sein.
Gibt es bei dir so etwas wie Alltag? Und wenn ja, wie sieht er aus?
Nun ja, es gibt auf jeden Fall einen äußeren festen Rahmen. Das Wörtchen „Alltag“ gebrauche ich nur mit Widerwillen (lacht). Wenn die Kinder auf dem Weg zur Schule sind, trinke ich mit meinem Lieblingsmann meinen Morgenkaffee. Sobald er auf dem Weg ins Büro ist, setze ich mich in meines oder mache mich auf den Weg zu einer Baustelle. Oder ich versuche das Haus in Ordnung zu bringen, damit ein anstehender Kundentermin nicht im Chaos versinkt. Und manchmal beschließe ich am Morgen, dass ich heute mal nur das tue, worauf ich Lust habe. Dieser „Luxus“ führt dazu, dass meine Kreativität immer wieder aufs Neue Inspiration findet.
Nach dem Mittag gibt’s in der Regel eine Unterbrechung zum Durchatmen in Form einer Hunderunde quer über Wiesen und Felder. Mein Arbeitstag endet oft erst einmal, wenn die Jungs am Nachmittag eintrudeln. Dann beginnt die Familienzeit. An einigen Abenden im Monat bin ich außerdem unterwegs, um mein Netzwerk zu pflegen und weiter auszubauen oder mich ehrenhalber zu engagieren.
Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Vor solchen Fragen drücke ich mich gerne erfolgreich herum (lacht). Denn ich behaupte, ich habe gar keinen Stil, den man in Einrichtungsschubladen stecken könnte. Zumindest war das nie mein Ziel, im Gegenteil – ich hoffe, dass ich einfach nur „meinen“ Stil habe.
Aber doch, eines wird immer wieder sichtbar: Ich liebe Strukturen, Farben und ihre endlosen Kombinationsmöglichkeiten, sanft gemasertes Holz, feines Metall, Travertin, Wolldecken, Leinen und matte Oberflächen.
Unsere Ikebana Vase von Fritz Hansen ziert deine Kommode. Was gefällt dir an der Vase besonders?
In der lang gewünschten Ikebana-Vase wird einfach jeder Pflanzen-Stiel so bewusst gesetzt, wie in keiner anderen Vase. Jede kleine Veränderung macht umgehend ein neues Kunstwerk draus. Da kann man echt leise und unauffällig ins inszenierende Meditieren verfallen, ohne es zu merken.
Farbe an den Wänden gehört bei dir einfach dazu – worauf achtest du bei der Farbauswahl?
Darauf, dass die Farben nicht zu farbintensiv sind. Alle Farbtöne, die ich bisher ausgesucht oder selbst abgemischt habe, sind durch einen Stich ins Grau miteinander verbunden. Dadurch nehmen sich die Wandfarben etwas zurück und unterstreichen die Raumsituation, ohne sie zu beherrschen.
Auf deinem Blog schreibst du „Wohnen ist wie das Leben, ein Prozess ohne Stillstand“. Wie oft veränderst du etwas an deinem Zuhause?
Tja, wie oft? Also es gibt manchmal lange Ruhephasen, in denen sich wenig verändert. Außer Sofakissenbezüge, die wandeln sich ständig. Und dann kribbelt es in den Fingern und es ändern sich Strukturen, Kinderzimmer und Wandflächen und es wird eine völlig „neue Ordnung“ hergestellt. Außerdem kam ich noch nie in die Verlegenheit, kompromisslos alles so einrichten zu können, wie ich es gern hätte. Für einige Wünsche brauche ich eben etwas Geduld. Aber somit verteilen sich solche Einrichtungs-Glücksmomente ganz gut und bieten über die Zeit verschiedene Anpassungsmöglichkeiten.
In deinem Job und auch im Privaten scheinst du durch und durch kreativ zu sein. Wo findest du am meisten Inspiration?
Eine relativ zuverlässige Quelle ist mein Drang, Gewohntes in frisches Licht rücken und die Perspektive verändern zu wollen. Ich bin von klein auf ein sehr detailbewunderndes Wesen und bin immer ganz baff, wenn ich sehe, wie viele „Kleinigkeiten“ sich der Wahrnehmung anderer entziehen. Ich empfinde eine gewisse Achtsamkeit als Quelle des Glücks und möchte möglichst viele Menschen daran teilhaben lassen. Darauf lassen sich natürlich nicht alle ein. Aber ein „gut gemachter Raum“ erreicht eben jeden – bewusst oder unbewusst.
Ach, ganz ehrlich und klar, ich schätze gesammelte Bildwerke, wie Pinterest als äußere Quelle der Inspiration sehr.
Vielen Dank, liebe Alex, für den Einblick in dein schönes Zuhause! Wir wünschen dir alles Gute und weiterhin viel Kreativität.