Die irische Designerin und Architektin Eileen Gray (1878-1976) studierte von 1898 bis 1902 an der Londoner Slade School of Fine Art. Während dieser Zeit arbeitete sie auch in einer Möbelwerkstatt, wo sie ihre Vorliebe für Lackmalerei und Lackkunst entdeckte. 1902 ging sie nach Paris und studierte bis 1905 Zeichnen an der École Colarossi und an der Académie Julien. In Paris lernte sie den japanischen Kunsthandwerker Sougawara kennen, der sie in die Feinheiten ostasiatischer Lackkunst einweihte.
1913 stellte sie ihre Lackschirme und Lacktische erstmals im Salon des Artistes Décorateurs aus. Diese sieht dort der Modeschöpfer und Kunstsammler Jacques Doucet, der ihr erster wichtiger Kunde wird.
1922 eröffnete Eileen Gray ihre Galerie "Jean Desért", wo sie eigene Möbel, Leuchten und Paravents zum Verkauf anbot. Während der 20er-und 30er-Jahre galt Eileen Gray als eine der wichtigsten Repräsentantinnen der neuen Design- und Architekturtheorien. Sie arbeitete eng mit Persönlichkeiten der Moderne zusammen, darunter Le Corbusier und J.J.P. Oud. Dieser Gruppe weit voraus, stellte sie schon 1925 Möbel aus Chrom, Stahl und Glas aus - im selben Jahr wie Mies van der Rohe und Marcel Breuer. Ihre Möbel aus Stahlrohr, damals revolutionär, gelten heute als Klassiker. Eileen Gray verband die Klarheit des Bauhaus-Stils mit französischer Eleganz.
1925 wagte Eileen Gray den Sprung in die Architektur und schuf auch dort Meisterwerke. 1926 bis 1929 entwarf sie mit Badovici ihr eigenes Haus in Roquebrune (das sog. E-1027). Für dieses Haus gestaltete Eileen Gray einige sehr moderne Möbel, darunter auch der berühmte Beistelltisch "E-1027" aus Glas und Stahlrohr. 1930/31 entwarf Eileen Gray die Einrichtung der Wohnung von Jean Badovici. 1934 entstand ihr zweites eigenes Haus "Tempe e Pailla" in Castellar an der Riviera.
1937 stellte sie ihre Arbeiten in Le Corbusiers "Pavillon des Temps Nouveau" aus. Danach wird es sehr still um Eileen Gray, ihr Werk wird erst um 1970 neu entdeckt.
Als Krönung ihrer Karriere wurde Eileen Gray 1972 von der Londoner Royal Society of Art zum Royal Designer of Industry ernannt. 1978 nahm das Museum of Modern Art in New York ihren legendären "Adjustable Table" (E-1027) in seine ständige Sammlung auf.
Einige ihrer Möbelentwürfe werden heute als Re-Edition von Classicon hergestellt.